Zahlreiche Bauten von unvergänglichen Wert schenkte im 18. Jahrhundert die Familie der Grafen von Schönborn der Mit- und Nachwelt. Vier Brüder von Schönborn geboren in der ersten Hälfte dieses Jahrhunderts über nicht weniger als sechs Bistümer, nämlich Würzburg, Bamberg, Speyer, Konstanz, Trier und Worms, und alle waren gleich gute und eifrige Bauherren, geleitet und angeregt von ihrem Onkel, dem Erzbischof Lothar Franz von Schönborn in Mainz. Diesen großen Kirchenfürsten verdankt der deutsche Barock seine höchste Blüte. Ein naher Verwandter der Grafen von Schönborn war zur selben Zeit kurmainzischer Oberamtsmann von Amorbach, nämlich Johann Franz Wolfgang Damian von Ostein, und Veranlagung, aber auch rege Beziehungen zu seinen Verwandten in Mainz und Würzburg machten auch ihn zu einem Bauherrn von erheblichen Ausmaße. Sein Vater war der Amtmann Johann Franz Sebastian von Ostein, seine Mutter eine geborene Anna Maria Charlotte von Schönborn, die Schwester der oben genannten vier Brüder.  

Franz Wolfgang von Ostein war Oberamtsmann von 1718-1763 der Ritterstifte Würzburg und Homburg. Sein Bruder war der spätere Erzbischof von Mainz Johann Friedrich Karl von Ostein (1743-1763. Eine Reihe von weltlichen und kirchlicher Bauten entstanden auf Anregung und unter der Leitung des Oberamtmannes von Ostein im hinteren Odenwald. 1722 das Rathaus in Buchen, 1723 ff. das Amtshaus in Amorbach, das jetzige Palais des Fürsten zu Leiningen, 1726 die Kirche St. Jakobus in Reinhardsachsen, und vieles mehr.

An der gleichen Stelle wo sich die heutige Kirche in Reinhardsachsen erhebt, stand auch schon früher ein Gotteshaus. Wahrscheinlich war es eine Kapelle, die aber im Gegensatz zur heutigen Kirchen einen steinernen, im Grundriss quadratischen Turm hatte. Dieser stand da, wo heute der Chor seinen Platz hat. In seinem Untergeschoss war der Chor untergebracht. Über das sonstige Aussehen und über die Größe der alten Kirchenanlage wissen wir nichts mehr, ebenso wenig darüber, aus welchen Gründen diese abgebrochen wurde und einem Neubau Platz machen musste. Das sie zu klein geworden war, ist nicht anzunehmen, da sich um 1700 herum der Bevölkerungsstand noch nicht von seinem harten Rückgang in der Zeit des 30jährigen Krieges erholt hatte.

Lange Jahre trug man sich mit dem Gedanken eine neue Kirche in Reinhardsachsen zu erstellen, ehe der Plan zur Ausführung kam. Schon im Jahre 1707 legte der Steinhauer Johann Ginster in Walldürn einen Plan vor, der aber wegen des Krieges wieder zurückverwiesen wurde. Im Sommer 1719 griff man wieder energischer den Gedanken auf, dachte aber zunächst noch an einen größeren Umbau der alten Kirche. Im April 1725 wurde das Bauvorhaben in die Tat umgesetzt.  Am 11. Oktober 1726 scheint die Kirche im Rohbau fertig gewesen zu sein. An diesem Tage überreichte Stephan Vogel aus Walldürn eine Ausmessung der Mauer- und Steinhauerarbeiten.

Vom alten Turm übernommen wurde das Kreuz, welches der Schmied von Glashofen ausbessern musste. Eine Abrechnung für den ganzen Kirchenbau ist nicht vorhanden. Jedenfalls waren die Mittel durch den eigentlichen Bau erschöpft, denn in einer Eingabe an das Oberamt erklärten sich die Erbauer außerstande einen neuen Hochaltar anzuschaffen. Sie bitten daher, ihnen einen bisher in der Pfarrkirche in Walldürn aufgestellten und dort abgebrochenen Hochaltar zu überlassen. Ob diese Bitte Erfolg hatte, ist nicht bestätigt. Jedenfalls ist der Hochaltar in Reinhardsachsen ursprünglich kleiner gewesen und erst durch einen Umbau in seine jetzige Größe gebracht worden.

1749 wurde die Kirche noch mit einer kunsthistorisch wertvollen Seuffert-Orgel ausgestattet, welche seitdem die Zuhörer mit ihrer einzigartigen Klangfülle erfreut.

Dorfkirche Reinhardsachsen